Donnerstag, 14. Oktober 2010
mit hammer und bier
diese woche stand ganz im zeichen des proletariats. inzwischen habe ich zwar begriffen, dass engländerInnen sich gerne verkleiden (meistens als dicke frau in leggings), aber nicht dass mottopartys ein derartiges ausmaß nehmen können! nichts ahnend ging ich letzten freitag auf eine studentenparty (und zwar weil man keinen eintritt zahlen musste). auf dem ticket stand launch builder party, worüber ich mir natürlich keinerlei gedanken gemacht hatte. als uns am eingang ein kleines päckchen in die hand gedrückt wurde, überkam mich schon ein mulmiges gefühl und als ich es schließlich öffnete: bauarbeiterparty! ich hatte den aufblasbaren hammer, einige fortgeschrittene hatten dazu noch den gelben plastikhelm und die warnweste.aus den boxen schallte jason darülo und um mich herum jagten sich betrunkene fresher mit einem ausblasbaren hammer. cheers!
doch das ist natürlich nicht alles. ebenfalls diese woche,ich war gerade auf dem heimweg, sah ich ein auf der straße liegendes deko-objekt. vllt sollte ich hier anmerken, dass ich mich schon im endcliffe village befand und die fuck-me-i´m-a-fresher-poster mich nicht mehr schockierten. anyway, ganz offensichtlich hatte sich jemand in moderner kunst/günstiger aber geschmackloser dekoration versucht. platt gedrückte fosters-dosen, die mit panzertape zu einem großen (etwa ein meter) s zusammengeklebt worden waren, zierten den asphalt. auf der rechten straßenseite entdeckte ich dann auch gleich die quelle dieser kuriosität: einige studenten hatten offensichtlich versucht, auf der grünfläche vor ihrem wohnheim ihre absichten für dieses semester klar zum ausdruck zu bringen. sie hatten nämlich auch noch ein e und ein x gebastelt....meine zugegeben kühne vermutung ist, dass dieses wahrzeichen der englischen universitätskultur eines nachts von einem aufblasbaren hammer zerstört wurde. doch wir werden es wohl nie erfahren.
by the way: i love dubstep!

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Sonntag, 3. Oktober 2010
give it a go
an der university of sheffield kann man so ziemlich alles machen, was man sich vorstellen kann und auf den uni-partys kann man songs hören, von denen man gar nicht wusste, dass sie es jemals auf einen plattenspieler schaffen könnten. give it a go!(zu deutsch schnupperstunde) gibt einem die möglichkeit neue sachen auszuprobieren:
1.sport: von capoeira,über salsa,über klettern,zumba, power kiting,cricket, muay thai, breakdance, trampolining, volleyball, curling, buddhist meditation bis hin zu bellydance ist da alles dabei.
2.ausflüge: nach edinburgh, glasgow, manchester,newcastle,london, birmingham, liverpool oder einfach in ein brauerei.
3.hier nun die seltsamten angebote:
a)traditional english cooking: was gibts denn da zu lernen?
b)Vol: Guerilla gardening (wer rausfindet, was das sein soll, kriegt eine dose fosters von mir)
c)bell ringing (ist genau das wonach es sich anhört)
d)the art of embroidery
e)speed dating undergrad (als sei diese uni nicht schon ein einziges großes speed dating)
f)turkish coffee and fortune telling (kein kommentar)
und jetzt das beste: peter pan pantomime! wenn ich mich beim glocken läuten noch nicht total verwirklichen konnte, bleibt mir immer noch pantomime. großartig!
natürlich darf man bei all diesen tollen veranstaltungen nicht vergessen, warum man eigentlich hier ist. d.h. man darf nicht vergessen sich mindestens das wochenende für party machen frei zu halten. denn du darfst niemals vergessen: du bist ein erasmus-student.
viele dosen du noch leeren musst!

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Dienstag, 28. September 2010
some sort of very basic latin - too smart for the course
dass der engländer nicht unbedingt ein sprachengenie ist, ist weistestgehend bekannt. genauso bekannt ist, dass englische universitäten großen wert auf fachfremde weiterbildung legen. ein sprachkurs beispielsweise bringt den tee trinkenden insulaner der welt jenseits des buckingham palace näher und gibt ihm das gefühl kulureller aufgeschlossenheit. dementsprechend ist auch das niveau der angebotenen kurse. und genau das wurde mir gerade zum verhängnis. eingetragen für den post-beginners latin course ging ich an einem verregneten montag morgen um 9 am in die stadt um meinen raum zu finden. als ich ihn schließlich fand, fragte mich die dozentin, welche grammatikkapitel der vor mir liegenden liste mir bekannt vorkäme. etwas verwirrt teilte ich ihr mit, dass ich das alles schon einmal gemacht hätte. und da schnappte der sack schon zu: this might be a bit too easy for you.what we are doin here is sort of very basic latin. obviously you won´t be challenged in this course. - I´m ok with that. nein das sei verboten an der university of sheffield, keine easy credits für julia. also neuen kurs suchen. man teilt mir mit in den spanischkursen seien plätze frei geworden(wahrscheinlich haben die spanier endlich gemerkt, dass das wetter nicht mehr besser wird und reiss aus genommen). I´d like to do spanish vor beginners stage 1. have you done any spanish before. solo un poco. what do you mean with poco? i did some in school, but it was very basic in fact. how long? 2 years. ok if you want to do spanish you have to take stage 2.
nach 30 minuten diskussion gab ich auf und trug mich für stage 2 ein. daraufhin besorgte ich mir die lehrbücher für stage 1 und 2. inhalt des ersten buches: zur apotheke gehen, sagen wie man heißt, wo man arbeitet, kleidung kaufen, hotels buchen und ein bisschen spanische landeskunde. am anfang erschreckte mich das niedrige niveau noch, doch als ich mich daran erinnerte, dass die engländer sich ihren sonnenbrand bevorzugt in spanien holen, hob sich der nebel. was man hier an der uni lernt ist keine akademische sprachausbildung sondern ein stinknormaler vhs-kurs!
alsi ich mich grade von diesem schock erholt hatte, stand die nächste vorlesung an: hegel and his critics. das lecture theatre war so groß wie ein gediegenes wohnzimmer. ich setzte mich in die erste reihe, da ich meine brille vergessen hatte (es gab ja auch nur vier reihen). nach ein paar minuten setzten sich 2 mädchen neben mich: typ gogo-tänzerin. daran bin ich inzwischen ja gewöhnt. sie unterhielten sich ausführlich über den letzten abend und schließlich begann das mädchen neben mir, sich kleine zöpfe zu flechten. der professor war einigermaßen alt und kompetent und bemühte sich 50 minuten lang sehr, die studenten für hegels text philosophy of right zu gewinnenen: it´s probably the most accessable of his texts. das girlie neben mir malte inzwischen kleine herzen und blümchen auf ihren block, während der professor einen schnelldurchlauf durch die gesamte moderne philosophie startete. ich möchte noch einmal betonen: diese veranstaltung ist vorgesehen für philosophiestudenten im dritten jahr! fassungslos stellte ich fest, dass mich die vorlesung nicht überfordert hatte. das allein wäre nun auch noch kein grund zur überheblichkeit gewesen, schließlich ist die erste vorlesung meistens nicht all zu schwer. doch angesichts der tatsache, dass meine kommilitonen den begriff "idee" nur aus ihrem alltäglichen sprachgebrauch kannten und darum so ziemlich die dümmsten frage stellten, die ich seit langem gehört hatte, überkam mich doch ein gefühl der überlegenheit.wenn das niveau so bleibt, kann ich mir sicher sein, die prüfung zu bestehen.
oh du bildungsfernes england! zieh aus die leggings der fettleibigkeit, die röcke des minimalverstands und versuch dich nicht an platons bart!

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